Autokauf in Phnom Penh Teil 2

Phnom Penh ist keine Stadt für Fussgänger, schliesslich kann man sicherlich keine 30m am Stück laufen, ohne das man den kreuz-und-quer parkierten Autos und Geländewagen ausweichen muss. 

Am Besten würde man am Strassenrand laufen, doch da schiessen egal auf welcher Seite der Strasse man läuft, auch alle paar Meter die Mopeds aus allen Richtungen auf einem zu, zwar geht es meistens gut, doch es kann auch mal schief gehen und das geht es regelmäßig auch.

So hört man doch immer wieder irgendwo, das ganz eigene Geräusch von Moped-Plastikteilen die sich bei Feindkontakt zu Recycling-Produkten verwandeln.

Eigentlich muss man annehmen, dass hinter der ganzen Sache, eine Verschwörungstheorie der Khmers steckt (Ha-ha-ha...) - schliesslich bewirkt der chaotische Umstand doch, dass die meisten Touristen bevorzugt die teuren Tuk-Tuk-Taxis nutzen.

So laufe ich also mit dem Gefühl, jeden Moment von hinten oder der Seite umgemäht zu werden, zu meinem Ziel und schaue beim überqueren der Strasse lieber dreimal und verfluche die Stadt schon wieder...

Endlich sehe ich die ersten Gebrauchtwagen-Händler und wer hätte es anders erwartet, die Gehwege und öffentlichen Parkplätze, sind alle mit Gebraucht- und Neuwagen zugestellt. 

Der Vorteil wenn man einen grossen Geländewagen kaufen will ist, dass man den in der Masse gut ausmachen kann und sich somit nicht durch das ausgestellte Sortiment quälen muss.

So laufe ich die Street 108 und die Seitenstrasse ab und muss vorerst erkennen, dass irgendwie alles vorhanden ist, nur keine Land Cruiser Serie 80.

Ich könnte mich schon in den Arsch treten, dass ich meinen guten 4Runner verkauft habe und sehe mich in Gedanken schon, diesmal neben einem telefonierenden Kathoey sitzend, im Bus nach Sihanoukville zurück fahren. 

Ich laufe zurück und weiss, vorne fast bei der Hauptstrasse, sind noch etwa 80m wo Gebrauchtwagen stehen, welche ich noch nicht gesehen habe - wenn da nichts ist, muss ich entfernter suchen und das wird schwierig in PNH.

Doch da - ich glaube es nicht - vier Land Cruiser Serie 80 auf einem Fleck - unglaublich!

Die Wagen stehen auf öffentlichen Parkplätzen und einer mitten auf der Strasse!

Weit und breit kein Händler in Sicht, nur fünf Khmers die unter einem Baum etwa 20m entfernt im Schatten hocken.

Ich gehe mal um die zwei dunkelfarbigen Wagen herum, die mich interessieren - die anderen zwei sind Weiss und Goldfarben.

Der schwarze Land Cruiser sieht auf den ersten Blick chic aus, hat aber keine Nummer dran, was heisst er muss noch eingelöst werden - was zwar kein Problem ist, aber auch Zeit kostet.

Plötzlich steht ein kleiner rundlicher Khmer neben mir und öffnet den Wagen, ich bedanke mich und setze mich rein. Das graue Interieur gefällt mir gar nicht, aber man kann nicht alles haben, also mal Haube auf und die Technik angeschaut. 

Öl, Wasser, Getriebeöl usw. scheint alles okay zu sein, es leckt auch nichts, auch sind keine Unfallschäden sichtbar - der Verkäufer startet den Motor und ich höre das irgendwo ein Lager, sein "Lied vom Tod" singt - das wird wohl nichts mit uns.

Ich schliesse die Motorhaube, "klopfe" noch mit dem Magneten die Karosserie ab und stelle fest, ansonsten hat der Wagen nie einen Unfall gehabt.

Trotzdem - defektes Lager, noch keine Nummer und deprimierend graues Interieur - das geht gar nicht.

Nun sehe ich mir den anderen Land Cruiser an, die Farbe fand ich schon immer toll, je nach Sonnenlicht wirkt sie Blau, Grün oder fast Schwarz.

Das Interieur sieht recht gepflegt aus und ist hellbeige - zwar auch nicht unbedingt mein Geschmack - aber es wirkt doch relativ edel.

Ein neues 2DIN-DVD-Radio mit allem was man nicht braucht, ist auch noch eingebaut - ganz nett. Ich öffne die Motorhaube und schaue mir den Motor an. (4.5 Liter, Reihensechszylinder mit 24 Ventilen....und Gießkannen-Einspritzung.)

Auch hier sieht alles gut aus, betreffend Flüssigkeiten. 

Der nette Verkäufer, der die ganze Zeit neben mir steht, mich aber in Ruhe schauen lässt, setzt sich nun in den Wagen und startet. 

Der Motor schnurrt wie meine Katzen, wenn sie einen vollen Fressnapf vernichtet haben und auf meinem Schoss pennen.

Ich bin ehrlich gesagt ordentlich beeindruckt, mache aber ein Pokerface und umrunde nun den Rest des "Buschtaxis". 
Die Reifen sind fast neuwertig, die Bremsscheiben ebenfalls, der Lack ist rundum wie es scheint in gutem original Zustand und ich kann keinen Unfallschaden (Spachtel etc.) finden. 

Ich prüfe die Chassisnummer und stelle fest, alles wie es sein soll, sogar die original Werksticker mit Chassis-Nummer sind an beiden Kotflügeln und den Türen noch vorhanden.

Das Ding steht wirklich ehrlich da und nun hält mir der Verkäufer sein Handy entgegen. 

Am anderen Ende ist ein netter Herr, der mir erklärt, der Verkäufer würde kein Englisch sprechen, er würde daher übersetzen.

Im Hinterkopf habe ich einen ungefähren Preis anhand des guten Zustandes und frage nun was der Verkäufer dafür haben will - das Handy wechselt wieder zurück und dann wieder zu mir und die "Hausnummer" die aufgerufen wird, entspricht genau dem, was ich gedacht habe - und etwas Spielraum nach unten, liegt sicher noch drinnen.

Ich nicke und werde gefragt, ob ich gerne eine Probefahrt machen würde - klar.

Ich bitte aber den Verkäufer, den Wagen zuerst selbst in eine etwas ruhigere Gegend zu fahren.

Sein Fahrstil gefällt mir und ich sehe am Umgang mit dem Wagen, dass die Autos sein "Leben" sind.

Natürlich ist so eine Probefahrt mit einem Ausländer etwas besonderes und so haben sich noch drei weitere Khmers, strahlend auf dem Rücksitz niedergelassen. (Da hätten mindestens fünf Khmers platz.)

Der Land Cruiser gleitet wirklich erstaunlich gut über die Strasse und sonor blubbert der viereinhalb Liter grosse Reihensechszylinder sein Lied vom hohen Drehmoment!

Nun setze ich mich ans Steuer, die elektrischen Sitze sind straff als wäre der Wagen gerade aus dem Show-Room gerollt, ich gebe Gas und bin ein wenig enttäuscht, die Spritzigkeit meines 4Runner hat der Wagen nicht, was schliesslich nicht erstaunlich ist, bei rund 2.26 Tonnen Leergewicht.

Aber auch hier, die Lenkung, das Fahrwerk, alles fühlt sich straff an und das Automatikgetriebe schiebt die Gänge butterweich rein.

Ich fahre ein paar Kilometer und als der Verkehr wieder chaotisch wird, werde ich wieder zum Beifahrer und nutze die Zeit um alle elektrischen Helfer auf ihre Funktion zu prüfen - alles auch hier fast wie neu - unglaublich. 

Solche Kuhfänger mag ich nicht wirklich....anderer Land Cruiser.

Auf dem Rückweg kommen wir noch bei einem Händler vorbei, den ich nicht kenne und da stehen auch noch drei Land Cruiser herum, ich beschließe diese auch noch schnell anzusehen, doch eigentlich nur um die Bestätigung zu kriegen, dass dieser Land Cruiser gerade nicht zu toppen ist in PNH.

Fortsetzung folgt...