Mittwoch, 22. Februar 2012

40.-, 70.- oder 100.-Dollar - zum Leben!?

 Näherinnen in Bangladesh.
Wie schon öfters geschrieben, klafft die Einkommens-Schere zwischen "Arm und Reich" hier weiterhin massiv auseinander.
So fand nun wieder ein Volks-Tribunal statt, mit dem Ziel festzustellen, dass man als Fabrikarbeiter(in) nicht mit z.B. 70.-USD./Monat (über-) leben kann. 
Da fragt man sich schon, ob man um das festzustellen, überhaupt zwei Tage lang Leute befragen muss?
Sinnvoller wäre es wohl, wenn man endlich Mindestlöhne (im Gesetz) definiert und vorschreibt. Ebenso sollten endlich mal vernünftige Arbeitsbedingungen und Arbeitszeiten durchgesetzt werden. 

Volkstribunal stellt fest: Existenzlohn ist ein Menschenrecht
Kambodschanische Textilarbeiterinnen in die Armut gedrängt

Phnom Penh - Die Jury des Volkstribunals zu Existenzlohn und Arbeitsbedingungen in Kleiderfabriken verkündete in Phnom Penh ihre Anhörungsergebnisse und befand, dass kambodschanische TextilarbeiterInnen systematisch in die Armut gedrängt werden. Die Jury mit Mitgliedern aus drei Kontinenten fordert, dass die Akteure der internationalen Textilindustrie sofort Maßnahmen ergreifen, um die Löhne in Kleiderfabriken auf ein existenzsicherndes Niveau anzuheben. Darüber hinaus empfehlen sie, dass Markenfirmen nicht nur gute Absichten verkünden sollten, sondern bei ihren Arbeitsbedingungen und in ihrer Preisund Einkaufspolitik systematisch die Menschenrechte anerkennen und ihnen Vorrang einräumen müssten.

Die Jury hat während einer zweitägigen Anhörung Fakten gesammelt. Über 200 ArbeiterInnen aus Kleiderfabriken nahmen an der Anhörung teil und unterstrichen, wie dringend nötig der Lohnzuwachs in Kleiderfabriken ist. Es gab Zeugenaussagen zu Themen wie Mangelernährung, Schuldenfalle, befristete Verträge zur Umgehung von Sozialleistungen, Massenohnmachtsanfälle und die Entlassungen von rund 1000 Gewerkschaftsführern nach einem branchenweiten Streik im September 2010.

Von Juni 2010 bis Januar 2012 sind in Kambodscha über 2400 ArbeiterInnen kollabiert. Die Massenohnmachtsanfälle werden eindeutig mit der gravierenden Mangelernährung in Zusammenhang gebracht. Einer Textilarbeiterin steht pro Tag durchschnittlich 1 US-$ für Nahrungsmittel zur Verfügung. Damit kann sie sich etwas Reis und eine Suppe kaufen und kommt pro Tag auf ca. 1500 Kalorien, die sie zu sich nehmen kann – viel zu wenig, um den harten Fabrikalltag unbeschadet zu überstehen.

Einer der als Zeugen anwesenden Experten wies darauf hin, dass die kambodschanischen TextilarbeiterInnen in den letzten 12 Jahren einen Reallohnverlust von über 14% hinnehmen mussten. Im Finanzkrisenjahr 2008 betrug die kambodschanische Inflation vernichtende 25%. Der schon vorher viel zu tiefe Lohn fiel ins Bodenlose und verliert seither mit einer durchschnittlichen Inflation von 4- 6% weiterhin rapide an Wert. Die Jury stellte fest: „Nur die Zahlung von existenzsichernden Löhnen und die Herstellung fairer Arbeitsbedingungen bieten eine Grundlage für ein menschenwürdiges Leben. Wir sind deshalb der Meinung, dass es ein Recht auf einen Existenzlohn und verbesserte Arbeitsbedingungen in Fabriken in Kambodscha gibt“. Zur Rolle der großen Markenunternehmen sagte die Jury: „Die großen Käufer oder ‚Marken‘ verfügen über die Macht und nutzen die wirtschaftlichen Vorteile. Es braucht daher einen Mechanismus, um die Markenfirmen zur Rechenschaft zu ziehen und sicherzustellen, dass sie einen Existenzlohn bezahlen und faire Arbeitsbedingungen bieten.“

Die multinationalen Markenfirmen Adidas und Puma sagten im Volkstribunal als Abnehmer riesiger Warenmengen aus Kambodscha aus. Sie sind Teil einer Initiative mehrerer Markenhersteller und wollen mit Hilfe von Recherchen und Umfragen nun untersuchen, wie ein „gerechter Lohn“ definiert werden könnte. Dabei beziehen sie einen „existenzsichernden Lohn“ als eine mögliche Option ein. Die OrganisatorInnen des Bündnisses für einen asiatischen Existenzlohn (AFW) drückten ihre Besorgnis aus, dass es bisher an konkreten und verbindlichen Aktionen von Markenfirmen für die Erhöhung der Löhne in den Fabriken fehle.  
Quelle: Kampagne für Saubere Kleidung

Wer protestiert, "fliegt" meist ganz schnell...
So war ich vor kurzem, mit einem Blog-Leser und dessen Khmer-Freundin in einem wahrlich adretten und "besseren" Khmer-Restaurant essen. Wir wurden umsorgt von den netten, weiblichen Bedienungen und unsere Gläser waren immer gefüllt, ebenso mit frischem Eis bestückt.
So erzählten dann wohl die Bedienungen auch der Khmer-Freundin des Feriengastes aus Germany, dass sie monatlich 40.-USD. verdienen (einen Tag pro Monat frei) und alle in einem Zimmer in einer kleinen Bude neben dem Restaurant gemeinsam schlafen und "wohnen".
Wenn man das so hört, da bleibt einem das leckere Filet-Steak quer im Hals stecken und man wundert sich nicht mehr, dass wie es aktuell scheint, sich die Prostitution hier wie ein böse wucherndes Geschwür extrem ausbreitet.
Zwei Nächte mit einem Ausländer verbringen, der vielleicht noch jung und nett ist, dazu gut Essen und noch eine Jeans oder eine Bluse bekommen, plus dem morgendlichen "Taschengeld" und schon hat hat man mehr verdient als eine Bedienung im Restaurant in einem Monat.
So etwas spricht sich unter den Damen schnell herum - Beispiel Thailand.
Gleichzeitig ist für die einsamen Herren, das ehemals preiswerte Thailand mittlerweile bei weitem nicht mehr so "billik", wie noch vor 10 Jahren und der Euro schwächelt auch, so werden dann neue Billig-Destinationen gesucht.
Aktuell ist es doch recht krass und so beobachteten wir letztens, als wir in einem Restaurant mit Gästehaus bis in die frühen Morgenstunden saßen und uns unterhielten, dass von den alle 10 bis 15 Minuten eintreffenden männlichen Touristen, gerade einmal zwei ohne eine Khmer-Begleitung (teils weiblich, männlich oder "als es") auf ihr Zimmer gingen.

Auch sollte man nicht glauben, dass die Mehrheit der hiesigen ausländischen Arbeitgebern, höhere Gehälter bezahlen als nötig...

Hier noch eine wirklich sehr interessante Reportage, zum downloaden: 
Der H&M-Check - Klick (162MB)
Kann H&M für wenig Geld wirklich gute Qualität liefern? Und zahlen womöglich andere den Preis für die scheinbaren Schnäppchen im H&M-Shop? Der H&M-Check überprüft die Arbeitsbedingungen in Produktionsländern, lässt Textilien auf Schadstoffe und Haltbarkeit untersuchen – und verzichtet in einem Modetest auf die Etiketten: Wie schick sind Jeans und Shirts von H&M noch, wenn sie als No-Name-Ware daherkommen?

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