Freitag, 22. Oktober 2010

Endstation Bahnhof Sihanouk

Nach unserer Entdeckung (mein Lieblingsnachbar und ich) des alten Bahnhofes in Sihanoukville, habe ich einmal ein paar Recherchen angestellt, welche dann in einem beachtlichen Zeitaufwand endeten. 
Aber es hat sich gelohnt - um zur Geschichte des Bahnhofes zu kommen, muss man ein wenig "ausholen", was ich hiermit tue.
"Sihanoukville" war ein schläfriges Städtchen (alter Name Kompong Som) mit Schwerpunkt Fischerei, am Golf von Thailand, als man Anfang der 50er Jahre entdeckte, dass seine Küste Ideal war für einen Tiefseeschiffshafen.
Dieser neue Hafen sollte Kambodscha helfen, beim wichtigen Schritt sich weiter zu modernisieren.  Von hier sollten, für die neue Nation, die nötigen Roh- und Brennstoffe kommen.
Die Vereinigten Staaten stellten Geld, Technik und Know-How zur Verfügung.
Man schnitzte den nationalen Highway 4 aus dem kambodschanischen Dschungel, um die Hauptstadt Phnom Penh, mit dieser neuen, kleinen Stadt Sihanouk zu verbinden.
Die nach dem Prinzen Norodom Sihanouk benannt wurde.
Wohlhabende Kambodschaner, verwendeten die neue „Autobahn“, um Sihanoukville von der Hauptstadt her kommend zu besuchen. Dank seinen schönen Stränden, wurde der Ort zu einem neuen, mondänen "Khmer Riviera".
Der vom König bevorzugte Khmer-Architeckt Vann Molyvann, half auch den Hafen zu planen, dessen Großteil auf einer Geländeauffüllung gebaut wurde.
Ebenso entwarf Vaan Molyvann, den Bebauungsplan für die angrenzende Stadt Sihanouk. Er plante getrennte Gebiete für den Tourismus, Innenstadt, kommerzielle und administrative Bezirke, hoch und niedrigerer besiedelte Wohnzonen, Lichtungen und ein Industriegebiet beim Hafen. Die Zonen wurden durch ein Straßen-System verbunden, das aufeinander abgestimmt wurde, um zukünftige Vergrößerungen zu ermöglichen. Es gab sogar getrennte Rad- und Fußgängerbereiche etc. 
Dieser Plan, war ein Beispiel der fortgeschrittenen Grundsätze, zur Aufteilung einer Stadt in Zonen. Welche die Kambodschaner, nach all den Jahren, in ihren Städten leider nicht umgesetzt haben.
Der politische Aufruhr, der 1970 anfing, stürzte diesen Bebauungsplan, bevor er vollendet werden konnte. Bis 1979 diente der Hafen als ein Zugangs-Punkt, für die Kriegs-Rüstung, danach waren in Sihanoukville, noch die letzten Widerstandsnester, vor dem endgültigen Ende des Krieges.
Weiterhin besteht das Gefühl, dass diese innovativen Pläne für die zukünftige Entwicklung, irgendwann umgesetzt werden. 
Als positives Zeichen, darf man die Renovierung Independence Hotels werten.
Aber es gibt noch weitere Symbole dessen, was verloren wurde. 
Dazu gehört sicherlich die Sihanoukville-Railway-Station. 
Es gibt leider keine Personen-Beförderung mehr zur Stadt Phnom Penh, und die am Hafen abgesetzten Frachtbehälter, werden mit stinkenden Lastwagen (ab)transportiert.
Die Bahn-Station ist leider verlassen, ein großer Teil der Schienen (Stahl = Geld) demontiert  und alles wirkt geisterhaft. 
 Das alte Immigration-Office beim Bahnhof.
 
Die tollen und innovativen Pläne jener Zeit - ermatten…leider!
Es gibt weiter nördlich vom Hafen, noch "Ruinen" vom damals angelegten, noblen Strand und sobald meine "IXUS" von Phnom Penh zurück kommt, werde ich mit interessanten Bildern davon berichten.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ciao Eric, super Infos mit viel Hintergrundwissen! Das nenne ich einen tollen Blog, lese hier gerne und regelmässig mit. Vielleicht sieht man sich ja mal in SOA oder Kambodscha. Grüsse aus Chantaburi vom Nick

Dieter hat gesagt…

Vor 2 Jahren war dort noch der Bahnhofsvorsteher anzutreffen. Zu tun hatte er schoon damals nicht viel. Vielleicht ist er auch jetzt noch dort? Er war sehr freundlich, hatte in der DDR gelebt und spricht hervorragend deutsch.

Anonym hat gesagt…

Kleine Ergänzung gestattet?

Ohne die erzwungene Abtretung des Mekong-Deltas (Khmer Krom) an die nach der Teilung Vietnams entstandene franz. Restkolonie Südvietnam hätte es weder ein Sihanoukville mit Tiefseehafen noch die Kriege der Roten Khmer mit Vietnam gegeben, die letztlich zur Eroberung Kambodschas durch das inzwischen vereinigte Vietnam im Jahr 1979 führten.

Die gesamte Geschichte Kambodschas wäre ohne diese erzwungene Abtretung anders verlaufen, wahrscheinlich mit wesentlich weniger Toten.

Danke Fronkreisch, kann man da nur sagen...

Gruß Rolf
PS: Super Blog, Eric!!!

Eric hat gesagt…

@ Dieter
Danke für die Anekdote - wie ich hörte soll es bis kurzem (evt. auch jetzt noch) gelegentlich eine Art Güterzug auf dem Areal des Hafens geben. Ob deswegen der Bahnhofsvorsteher noch da war? Die Schienen nach PP, sind jedenfalls mehrheitlich, schon lange "Geschichte" - leider.
@ Rolf
Danke für deine interessante Anmerkung - tendenziell möchte ich hier im Thread, keine Aufarbeitung des traurigen (Bürger-) Kriegs betreiben. Trotzdem sind natürlich immer wieder, gewisse Verknüpfungen mit der Vergangenheit unumgänglich.
Schade ist natürlich - dass sich Kambodscha nicht zu dem Land in SOA entwickeln konnte, "welches" unter anderen Umständen möglich gewesen wäre.
Es bleibt zu hoffen, dass die Regierung es schafft, die Bevölkerung und das Land, rechtzeitig auf den richtigen Weg in eine positive Zukunft zu bringen.
Da wünschte ich mir speziell bei den Khmers, deutlich mehr Sozial-Kompetenz.