Freitag, 1. Juli 2011

Jeab Teil 14

Langsam - nein relativ schnell, näherte ich mich dem letzten Drittel meiner Fluchtroute und Dany sass uns im Nacken mit nur einem unbeteiligten Wagen dazwischen.
Ich musste nun beim kommenden Kreisverkehr etwas risikieren, ansonsten sah es schlecht aus, für den Rest des Planes.
Wie gehofft war aus allen drei Zufahrtsrichtungen reger Samstagsverkehr und im Kreisel stockten die Autos, die Mehrheit wollte oder kam gerade vom nahen Supermarkt. 
Ich betätigte kurz die Lichthupe, nahm gleichzeitig dem vortrittsberechtigten Wagen sein Recht, eine Hausfrau in einem Kleinwagen und sie war wohl durch den Anblick des alten SL und der unerwartet rüpelhaften Fahrweise, sichtlich erschrocken und trat voll auf die Bremse. 
Der Hintermann wäre ihr fast ins Heck gekracht, doch es ging gerade nochmals gut.
Nun musste ich "Gummi geben" und hoffen, dass der Audi mehr Probleme hätte, durch den Kreisverkehr zu kommen. Ich beschleunigte also, was bei 105PS und einem ordentlichen Leergewicht nicht gerade zu einem Beschleunigungsrausch führte und schaute gleichzeitig in den Rückspiegel.
Der Verkehr im Kreisel war zum erliegen gekommen, alle Vortrittsberechtigten pochten nun erst recht auf ihren Vortritt. 
Dany kam nicht einmal in den Kreisel rein, da die Verkehrsplaner so schlau waren, mit baulichen Massnahmen das nicht befahren des Kreisel zu verhindern.
Wir schafften es zur ersten 90 Grad Kurve ohne Dany in Sichtweite zu haben. Eine Gerade kam und dann eine Spitzkehre, weiterhin freie Fahrt, ich holte alles aus der alten Kiste, die Pendelachse änderte schlagartig den Sturz von positiv zu negativ und das Heck machte einen "fröhlichen" Schwenker - kein Problem, wenn man damit gerechnet hat.
Mein Herz pochte wie wild und Jeab kullerte im Fussraum von der einen auf die andere Seite und gab dabei nur schluchzende Töne von sich.
Es folgte nochmals eine Kombination von Kurven, bevor es auf einer langen Geraden bergwärts ging, an welcher das Haus von Peter etwas zurückversetzt lag.
Es gab zwar einen fest installierten Radarkasten an der Strasse, aber der war nur für den bergab fahrenden Verkehr eingestellt. 
Ich gab alles, was der alte Benz bereit war zu geben und schaffte sicherlich so knapp 80 bis 90km/h - genug um sein "Ticket" abzugeben. Ich wagte es kaum mehr in den Rückspiegel zu schauen, doch ich tat es gezwungenermassen und sah, wie unten in etwa 400m Abstand, Dany um die Kurve kam.
Da die Strasse einen leichten Bogen machte, sollte ich aber wieder aus seinem Sichtfeld entschwinden, bremste den Benz bei Peters Hauseinfahrt so gut es ging, mit den vier Trommelbremsen runter, lenkte zackig in die Strasse ein.
Nun kam der schwierigste Teil, ich musste möglichst in einem Schwung in die enge Garage kommen, die Zufahrt ging steil runter und der Radius in die Garage, war eigentlich gerade so mit Peters Fiat Uno zu schaffen. 
Mein Benz war aber alles andere als wendig - Augen zu und durch - eigentlich weiss ich auch heute noch nicht, wie ich es in einem "Zug" geschafft habe in die Garage zu fahren und würde es wohl zu 99% auch nie mehr schafften. 
Aber in diesem Moment gelang es - kaum stand der Wagen machte es "Rums" und das wellblechene Garagentor wurde durch Peter scheppernd herunter gezogen.
Da sassen wir nun im dunkeln, Licht hatte es in der Garagenbox keines, ich war vollgepumpt mit Adrenalin und nun galt es zu warten, ob wir es geschafft hatten - Dany abzuhängen.
Langsam gewöhnten sich die Augen an das wenige Licht, dass von aussen durch Fugen im Tor, in die Garage gelangte und ich kurbelte das Fenster runter. 
Peter kam grinsend zur Fahrertüre und sagte: "Ihr macht ja Sachen...Lisbeth (seine Frau) beobachtet die Strasse!"
So blieb uns dann nichts anderes übrig, als mal Lisbeth per Handy anzurufen und zu fragen, wie die Lage draussen sei? Sie wusste zwar nicht um welches Auto es sich bei Dany handelte, sagte aber sogleich, einige Zeit nach mir sei ein roter Wagen mit sehr hoher Geschwindigkeit am Haus vorbeigeschossen. 
Wir waren vorsichtig und warteten weiter in der Garage - Lisbeth beobachtete weiterhin die Strasse und tatsächlich kam der Audi zurück - diesmal langsam und suchend!
Als er wieder nach ein paar Minuten zurück kam und am Haus vorbei fuhr, rief Lisbeth an und wir gingen die paar Meter von der Garage ins Haus.
Peter war ein ausgezeichneter Hobby-Koch und wir waren gerade rechtzeitig mit unserer Flucht zum Mittagessen angekommen. 
Vom Esszimmer aus sah man wunderbar auf die etwa 30m entfernte Hauptstrasse und so konnten wir, während wir uns über die ganze Geschichte unterhielten beobachten - wie Dany nun begann die Seitenstrassen abzusuchen. 
Es war also wirklich eine Sache von paar Metern gewesen, dass er nicht mitbekam wohin wir uns verflüchtigt hatten...
Hätten wir nur irgendwo sichtbar parkiert, hätte er uns wieder gehabt.
Wir waren gerade mit der Vorspeise fertig (der Hunger hielt sich zwar in Grenzen) da fuhr der Audi in die Seitenstrasse zu Peters Haus rein, keine 4 Meter von uns entfernt fuhr er vorbei, konnte uns aber dank den Vorhängen an den Fenstern nicht sehen.

Fortsetzung folgt...

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